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Wie nachhaltig ist der industrielle Mittelstand?

12.11.2024

Freiburg, 12. November 2024: Die Industrie sieht Nachhaltigkeit als Notwendigkeit – dennoch ist die Kritik an der Regulierung deutlich. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter mehr als 100 Industrieunternehmen, die am Dienstag in Freiburg vorgestellt wurde. Die Studie wurde von Autor und ESG-Berater Dr. Felix Zimmermann gemeinsam mit der wvib Schwarzwald AG erstellt.

Durch die EU-Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung ist das Thema längst im harten Unternehmensalltag angekommen. Verbunden wird die ESG-Regulierung (Environmental, Social and Governance) vor allem mit einem deutlich gestiegenen Verwaltungs- und Dokumentationsaufwand. Gleichzeitig bietet die unausweichliche Nachhaltigkeitstransformation auch unternehmerische Chancen. Die Ergebnisse der Befragung zeichnen ein differenziertes Bild davon, wie sich die Unternehmen in diesem Spannungsfeld positionieren.
 

wvib-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer: „Nachhaltigkeit ist wichtig, daran zweifelt im industriellen Mittelstand kaum jemand. Das Ziel ist richtig – aber bürokratisches Mikromanagement und undifferenzierte Regelungen bremsen Unternehmen. Auch bei der ökologischen Transformation.“
 

Kaum jemand bezweifelt, dass es mehr Nachhaltigkeit braucht: 55 Prozent der Befragten halten die Transformation für „zwingend notwendig“, 40 Prozent für „grundsätzlich sinnvoll“.

Die Regeln zur Förderung der Transformation halten dagegen nur 7 Prozent für zwingend notwendig, 61 Prozent halten sie für grundsätzlich sinnvoll.  
 

75 Prozent der Befragten finden die Klimaziele grundsätzlich sinnvoll, für 7 Prozent sind sie nicht sinnvoll. Bei gesetzlichen Vorgaben wie der CSRD-Richtlinie (45 Prozent grundsätzlich sinnvoll), dem Lieferkettengesetz (40 Prozent) oder der Taxonomie-Verordnung (28 Prozent) ist die Zustimmung dagegen deutlich geringer.
 

Bemerkenswert ist auch, dass die Erfüllung der Berichtspflichten für viele Unternehmen eine größere Herausforderung darstellt als die eigentlichen Nachhaltigkeitsbemühungen, also etwa die Reduktion von Rohstoff- und Energieverbrauch. Dabei sind kleinere Unternehmen deutlich stärker durch die Bürokratie belastet als größere. Für letztere wiederum ist die Transformation des Geschäftsmodells eine größere Herausforderung.
 

64 Prozent der Befragten sehen im ökologischen Umbau eine Chance, nur 14 Prozent sehen darin ein Risiko für ihr Unternehmen. 

Bringt der ökologische Umbau mehr Umsatz? Nur 18 Prozent der befragten Unternehmen erwarten, durch den ökologischen Umbau künftig mehr Geld zu verdienen. Die meisten Unternehmen sehen die Chancen der ökologischen Transformation vor allem in der Steigerung der Arbeitgeberattraktivität (57 Prozent) oder in der Erhöhung der Ressourceneffizienz (56 Prozent). 40 Prozent erhoffen sich eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, 34 Prozent rechnen mit Kosteneinsparungen.

72 Prozent der Befragten sehen in der Überforderung der Organisation das größte Risiko der ökologischen Transformation. 70 Prozent der Befragten befürchten Kosten, die nicht weitergegeben werden können.

Studienautor Dr. Felix Zimmermann betont: „ESG ist nicht nur ein Thema für Wirtschaftsprüfer, die die Nachhaltigkeitsberichte testieren. Unternehmen müssen über Berichtspflichten hinausdenken. Erfolgreich werden jene Unternehmen sein, die Nachhaltigkeit als unternehmerische Chance ernst nehmen. Dazu braucht es klare, wertgenerierende Strategien, eine intelligente Nutzung der verfügbaren Daten und eine zunehmende Automatisierung der Berichterstattung.“
 

wvib-Nachhaltigkeitsexperte Gregor Preis: „Nachhaltigkeit bewegt die Unternehmen, das spüren wir nicht erst seit gestern bei unseren Veranstaltungen. Mit dieser umfassenden Studie betreten wir im Cluster Nachhaltigkeit neues Terrain. Durch unsere Netzwerkformate und industrienahe Best-Practice-Beispiele bieten wir den wvib-Mitgliedsunternehmen eine Plattform, die sie sonst nirgendwo finden.“
 

Die Studie „ESG – Wo stehen wir in BW?“ stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Bitte senden Sie eine Nachricht an pressestelle@wvib.de 

 

Ihr Ansprechpartner im wvib ist Jonas Vetter, vetter@wvib.de, Tel. 0761 4567-110.
 

Die wvib Schwarzwald AG ist Plattform für People, Planet, Progress im familiengeprägten, industriellen Mittelstand in Baden-Württemberg. Mit über 1.000 Veranstaltungen pro Jahr

vernetzen wir Unternehmer und Führungskräfte, die sich für Unternehmen, Mitarbeiter, Kunden, Umwelt und Gesellschaft engagieren.
 

Unser Angebot: Erfahrungsaustausch und Weiterbildung. Unser Ziel: Menschen in Unternehmen wirksamer machen. Unsere Themen: Werte, Strategie, Führung, Familie, Eigentum, technologische Perspektiven, neue Marktzugänge, Geschäftsmodelle und Soziale Marktwirtschaft.


Im wvib – gegründet 1946 von Unternehmern für Unternehmer – erwirtschaften 1.044 produzierende Unternehmen mit 312.000 Beschäftigten weltweit 75 Milliarden Euro Umsatz. Über 60 hauptamtliche Mitarbeiter spannen ein südwestdeutsches Netzwerk für „Wissen und Wärme“ über die weltweit engagierte Community der Schwarzwald AG.

2024-11-12 PM ESG-Studie BW