De-Industrialisierung – Mythos oder reale Gefahr?
25.06.2024


Liebe Freunde der Schwarzwald AG,
De-Industrialisierung – Mythos oder reale Gefahr? Experten rechnen damit, dass der Anteil der Industrie an der gesamten Bruttowertschöpfung in den kommenden Jahren weiter sinken wird. 2016 lag der Anteil in Deutschland noch bei 22,9 Prozent. Im Jahr 2022 waren es noch 20,4 Prozent. Das ist kein belangloses Zittern an der Tachonadel: Jeder zehnte Industriearbeitsplatz ist in kurzer Zeit aus Deutschland verschwunden.
Wir müssen unterscheiden zwischen dem Industriestandort Deutschland und der deutschen Industrie. Der globalen Industrie geht es gut, weil eine zunehmend wohlhabender werdende Welt immer mehr Industriegüter verlangt. Es gibt keine weltweite De-Industrialisierung – im Gegenteil. Auch den innovativen deutschen Unternehmen geht es global gesehen gut. Das zeigt auch deren positive Entwicklung im DAX. Sie sind auf den Weltmärkten mit ihren Produkten und noch immer stark wachsenden Repräsentanzen und Produktionsniederlassungen in Portugal, Osteuropa, Südostasien, Nord- und Südamerika präsent und werden dort als Investor willkommen geheißen und als moderne Arbeitgeber sehr geschätzt. Das ist dann nicht mehr „Made in Germany“, sondern „Made by German Companies“. Qualität zu einem vernünftigen Preis, local for local.
Schlecht geht es Unternehmen in Deutschland. Deutschlands Position im internationalen Wettbewerb hat sich bei klassischen Standortfaktoren wie der Steuerbelastung von Kapitalgesellschaften, Lohnhöhe, Energiekosten, digitale Infrastruktur oder der Flexibilität bei Arbeitszeiten in den letzten Jahren klar verschlechtert. Innovativ sind wir noch, kein technologischer Trend – auch nicht der Trend zu KI – wurde vom Mittelstand „verschlafen“, wie Staatsinterventionisten aller Couleur behaupten. Es ist viel einfacher: Unser Staat ist zu teuer, zu langsam, zu bürokratisch, die Infrastruktur verliert an Qualität. Wer kann, verlässt – allmählich und leise – das Land. Zuerst die Großen, dann die Mittelgroßen. Beide Male verschwinden Aufträge für die Kleinen ins Ausland.
Übrigens: Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der Beschäftigten im öffentlichen Dienst um 10 Prozent gewachsen, im rätselhaften Bereich „politische Führung“ sogar um 18 Prozent auf knapp 600.000 Menschen. Merken Sie was?
Mit aufmerksamen Grüßen
Ihr Dr. Christoph Münzer