Die Wende in der Wende
25.07.2024


Liebe Freunde der Schwarzwald AG,
„Was macht eigentlich unsere Verkehrswende?“, fragen Sie sich vielleicht auf dem Weg über die Alpen in den Urlaub, wenn sie die lange PKW-Schlange an Gotthard oder Brenner betrachten.
Die rund 30 Prozent unserer Automotive-Zulieferunternehmen im wvib wissen es schon seit langem. Der Verbrenner lebt länger als gedacht. Audi plant die Schließung eines Werks für E-Fahrzeuge bei Brüssel mit rund 3.000 Beschäftigten. Renault und der chinesische Konzern Geely machen dafür ein Joint-Venture namens Horse Powertrain in England auf, das jährlich rund fünf Millionen Verbrenner-Aggregate bauen will. Ist das die Wende in der Wende?
Die einfache Erklärung: Man hat die Rechnung ohne den Kunden gemacht. Der kauft – ob dies nun für die Welt gut ist oder nicht – lieber einen Verbrenner, der noch immer deutlich preiswerter ist, noch immer mehr Reichweite hat, noch immer schneller und bei noch immer mehr Tankstellen betankt werden kann. Klar, das wird sich ändern, aber eben nicht so schnell wie gedacht. Auch klar, dass dies bedauerlich ist, aber eben auch die Wirklichkeit, in der wir leben.
Was können wir daraus lernen? Verbote – im Verbrennerfall ab 2035 – bringen nichts, wenn wir keine alternativen Lösungen anbieten, die die Menschen akzeptieren können. 10-Jahres-Pläne gelingen im Kommunismus genauso wenig wie im Brüsseler Zentralismus. Auch Salatgurken oder die eigenen Kinder kann man nicht mit Vorschriften zum Wachsen und Gedeihen bringen. Pflanzen brauchen Wasser, Sonne und Nährstoffe. Kinder Liebe und Zuwendung.
Die europäische Automotive-Industrie hätte als Schlüsselindustrie Europas ebenfalls ein wenig mehr Sensibilität, bessere Wachstumsbedingungen beim Thema Kosten, Bürokratie, ... und Technologieoffenheit auf dem unbekannten Weg zu einer „fossilfreien“ Zukunft verdient. So machen es übrigens die gar nicht so planwirtschaftlichen Chinesen, die kein Verbrennerverbot kennen. Uns fallen als Antwort darauf nur Zölle für Importe aus China ein, die E-Mobilität für alle teurer machen. Gut gemeint ist nicht dasselbe wie gut gemacht.
Mit marktwirtschaftlichen Grüßen
Ihr
Dr. Christoph Münzer