Zum Seiteninhalt springen

Es herrscht eine große Verunsicherung

12.02.2025

Rückblick: Clustertreffen Nachhaltigkeit | 04.02.2025 | Perlen Packaging GmbH, Müllheim

Vor wenigen Tagen hat die EU die neue Verpackungsverordnung „Packaging and Packaging Waste Regulation“ (PPWR) im Amtsblatt veröffentlicht, am 11. Februar 2025 tritt sie in Kraft. Wenn dieses neue Regelwerk für Verpackungen nach einer Übergangsfrist am 12. August 2026 unmittelbar in allen EU-Mitgliedstaaten gilt, sind die PVC-Blisterverpackungen der Perlen Packaging GmbH jedoch weiterhin erlaubt. Zumindest vorerst, denn für Pharma-/Medizinverpackungen gibt es Ausnahmegenehmigungen bis 2035. Also kein Grund zur Sorge? Im Gegenteil.

Beim zweiten Präsenz Clustertreffen im wvib-Cluster Nachhaltigkeit hat Reiner Gerlach, Geschäftsführer der Perlen Packaging GmbH, deutlich gemacht, dass die PPWR ein weiteres Beispiel des anhaltenden Regulierungs-Tsunamis aus Brüssel ist. Gut gemeint, ist leider oft nicht gut gemacht. Im Bereich der pharmazeutischen Blisterverpackungen sind PVC-Bodenfolien in Kombination mit Aluminiumdeckelfolien seit Jahrzehnten der dominierende Standard. Ein Primärverpackungswechsel hätte weitreichende Folgen für die gesamte Pharmaindustrie, da ist sich Marcel Küffner, Technical Product Manager bei Perlen Packaging, sicher. Von enormen administrativen Aufwänden in den Unternehmen und Zulassungsbehörden, kostenintensiven Stabilitätstests bis hin zu Auswirkungen auf die Medikamentenverfügbarkeit und Produktpreise, die direkt den Endkunden treffen.

Doch in der öffentlichen Debatte hat PVC ein schlechtes Image und der Anteil von PVC an der weltweit verarbeiteten Kunststoffmenge ist eher gering. Mit der PPWR wären die PVC-Blisterverpackungen eigentlich komplett verboten, die Ausnahmegenehmigung verschiebt das Problem aber nur. Es stecken einfach zu viele handwerkliche Fehler in dieser Verordnung und statt sich die Anwendungsgefälle genau anzuschauen, wird eher mit einer 80:20 Mentalität entschieden, meint Reiner Gerlach. Das macht es für sie unmöglich die zukünftigen Entwicklungen abschätzen und ihr Geschäftsmodell weiterentwickeln zu können. Im Markt herrscht deshalb eine große Verunsicherung.

Dass hinter der PPWR grundsätzlich eine gute Idee steckt und dass sich in den Zwängen der vielen neuen Verordnungen auch Innovationspotenzial erkennen lässt, verdeutlichten Martin Neuhold und Simon Kehrer von PwC. Jedes Unternehmen sollte sich darüber im Klaren sein, welches Ambitionsniveau es bei diesem Thema verfolgen möchte und sich dann Schritt für Schritt auf den Weg machen. Die Komplexität ist aber natürlich erst einmal höher und die Verordnung muss an einigen Stellen nachgebessert werden, da waren sich alle Beteiligten einig.

Ob die PPWR ihre beiden großen Ziele der Verringerung der Umweltauswirkungen von Verpackungen und der Harmonisierung des EU-Binnenmarkts in regulatorischer Hinsicht wirklich erreichen wird und ob es auch nach dem Jahr 2035 noch PVC-Blisterverpackungen geben wird, das werden die nächsten Jahre zeigen. Wir bleiben weiter am Thema dran!

Vielen Dank an den Gastgeber Reiner Gerlach und sein Team sowie alle Beteiligten für diesen mal depressiven, mal positiv gestimmten, aber auf jeden Fall kontroversen und eindrücklichen Nachmittag über Verpackungen, Folien und Regulierungen!

Im Cluster Nachhaltigkeit geht es im März weiter mit dem nächsten Chef-Talk ESG. Mehr Infos und Anmeldung finden Sie hier: Chef-Talk ESG als Online-Clustertreffen Nachhaltigkeit