Fachkräftemangel, Robotik, Indien: wvib-Cluster Automotive stellt die Weichen neu
05.12.2025

Rückblick | Treffen des Automotive-Beirats | 05.12.2025 | wvib-Campus
Die Transformation trifft den mittelständischen Zulieferer mit voller Wucht, doch gerade jetzt entscheidet sich, wer morgen noch Wertschöpfung in Deutschland betreibt. In dieser Situation traf sich das wvib-Cluster Automotive, um den Kurs für die kommenden Monate zu justieren: ehrlicher Lagebericht, klare Erwartungen an die Politik und harte Standortfragen statt Wohlfühlrhetorik. Im Zentrum standen Marktstrategien, globale Verschiebungen im Automotive-Geschäft und der Druck, zugleich zu investieren und Kosten zu senken.
Deregulierung als Überlebensfrage
Zwischen Bürokratielast und globalem Kostenwettbewerb sind viele Zulieferer an der Belastungsgrenze – Genehmigungen, Berichtspflichten und Regulierung binden Ressourcen, die an anderer Stelle im Kampf um Innovation und Märkte fehlen. Die Forderung aus dem Kreis der Unternehmer ist eindeutig: weniger Fesseln, mehr Freiraum, damit Investitionen in neue Technologien, Produkte und Märkte überhaupt noch in Deutschland stattfinden.
Demographie und MINT-Lücke
Der demografische Wandel macht auch vor dem Automotive-Sektor nicht halt: Die Belegschaften altern, während Ausbildungsplätze, insbesondere in MINT-Berufen, unbesetzt bleiben. Ohne Facharbeiter und junge Talente in der Produktion, der Entwicklung oder der Verwaltung droht die schöne Transformationstheorie zur Theorieübung zu verkommen.
Humanoide Robotik: Hoffnung oder Hype?
Humanoide Robotik wurde als mögliches Ventil gegen den Personalmangel und als Reaktion auf den anhaltenden Preisdruck diskutiert – nicht als ferne Vision, sondern als potenzieller Baustein künftiger Produktionskonzepte in Montage, Logistik und Service. Klar ist aber auch: Roboter ersetzen keine fehlende Berufsorientierung, keine duale Ausbildung und keine aktive Personal- und Bildungspolitik.
Keine Fachkräfte in MINT-Berufen
Die Klage über einen Mangel an Facharbeitern und Auszubildenden in MINT-Berufen ist allgegenwärtig. Klassische Berufsbilder verlieren an Attraktivität, während gleichzeitig die Qualifikationsanforderungen steigen. Unternehmen müssen daher deutlich mehr in Schulen, Berufsorientierung, Weiterbildung und eine moderne Ausbildungskultur investieren. Dafür müssen entsprechende Strukturen geschaffen und sukzessive an die veränderte Ausgangslage angepasst werden.
Indien als nächste Wachstumsstory
Neben China und den USA rückt Indien zunehmend in den Fokus der Zulieferer: ein schnell wachsender Automarkt, investitionsfreundliche Regionen und hoher Bedarf an zuverlässigen Partnern aus dem Maschinenbau- und Komponentenbereich. Für viele ist Indien kein „nice to have“-Exportziel mehr, sondern ein strategischer Pfeiler, um die Abhängigkeit von Europa und China zu reduzieren und neue Volumen zu erschließen.
Statement: Kurs halten, Spielregeln ändern
Die Botschaft aus dem Treffen ist klar: Die Unternehmen sind bereit zu investieren, neue Märkte zu erschließen und Geschäftsmodelle anzupassen – aber nicht um jeden Preis und nicht gegen die Standortlogik. Erwartet wird eine Politik, die Deregulierung ernst meint, Tarifpartner, die Wettbewerbsfähigkeit mitdenken, und ein Umfeld, in dem industrielle Wertschöpfung wieder Zukunftsversprechen statt Auslaufmodell ist.