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Finanzierungsbedarf steigt, Regulatorik wird strenger

27.09.2023

Andreas Wagner von der UniCredit stellt die Perspektive seiner Bank im Hinblick auf die Transformation dar

wvib Bankendialog | 27.09.2023 | Schloss Eberstein, Gernsbach

Früher war es die Aufgabe der Bank, im eigenen Geschäftsinteresse Risiken aufzudecken. Heute ist sie verpflichtet, im gesellschaftlichen Interesse die Compliance ihrer Kunden sicherzustellen. Die Erweiterung des Auftrages bedeutet eine neue Dimension der Komplexität. Kein Reporting ist in der Lage, alle Informationsasymmetrien zu beseitigen. Wenn die Hürden für klassische Fremdfinanzierung steigen, werden Förderprogramme attraktiver. Was bedeutet das für den industriellen Mittelstand und für das Verhältnis zwischen Staat, Privatwirtschaft und Banken? Ein Bankendialog mit offenem Blick in die ESG-Reporting Bücher von Marc Schott und Jauch Quartz, sowie vielschichtigen Einschätzungen zum Bankengeschäft von morgen mit Dr. Reiner Dietrich von der IKB und Andreas Wagner von der UniCredit. 

Mit den Anforderungen aus der CSRD, dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und der EU-Taxonomie gehen hohe administrative Aufwendungen für mittelständische Unternehmen einher. Marc Schott und Jauch Quartz haben sich dazu entschlossen, die Herausforderung proaktiv und mit langem, strategischem Atem anzugehen. Denn "wenn wir nichts tun, werden wir Ergebnis verlieren oder ersticken”, so Schott. Doch wie kann die Umsetzung ohne Verzettelung gestaltet werden? Am Anfang stehen eine Stakeholderanalye und die Analyse der Wertschöpfungskette durch eine Sustainability Due Diligence. Inhaltliches Herzstück und Wegweiser durch den weiteren Prozess ist die Wesentlichkeitsanalyse. Ohne die Unterstützung eines zahlenaffinen Masteranden, wäre der Dschungel an Gesetzestexten wohl noch länger undurchdringbar geblieben. Auch ein externer Partner wurde im Prozess involviert. Nun sieht Schott das Unternehmen gut aufgestellt, auch gegenüber einem der wichtigsten Stakeholder: den Banken.

Marc Schott von Jauch Quartz erläutert Chancen und Risiken für Mittelständler durch die ESG-Regulatorik

Dr. Andreas Wagner von der Uni Credit legte den Fokus auf die Treiber der Transformation und das zur Realisation der staatlichen und privatwirtschaftlichen Ziele notwenige Finanzierungsvolumen. Dieses beläuft sich auf geschätzte 190 Milliarden Euro jährlich und wird mit circa 70% hauptsächlich von der Unternehmensseite gestemmt werden müssen. Der Höhepunkt beim Investitionsbedarf wird in den 2030er Jahren erwartet. Nun stellt sich die Frage, wie die Unternehmen an dieses Geld kommen sollen. Denn die Banken werden den Finanzierungsbedarf nicht decken können. Zu aufwändig sind die Prüfverfahren und die Workflows zur Sicherstellung der Taxonomiekonformität. Dabei steht im Fokus Greenwashing zu verhindern. Wagner bringt treffend auf den Punkt: “Wir würden gerne viel mehr investieren” und “der Mittelstand ist schon weiter, als viele glauben”. 

Von der Pflicht zur Kür beim ESG-Reporting - so lautet das Motto von Dr. Reiner Dietrich und Nils Moser von der IKB. Schnell kristallisiert sich heraus, dass die Pflicht in erster Linie für die klassische Fremdkapitalfinanzierung zu erbringen ist, die Kür dagegen in projektbezogenen Förderungen liegt. Was ordnungspolitisch problematisch klingt, kann für das einzelne Unternehmen gewinn- und nutzenmaximierend sein. Die Thesen von Dietrich und Moser sind klar: ESG ist conditio, ESG ist komplex, ESG ist Chefsache und vor allem: ESG kostet Geld. Sparen kann, wer die Zinsvorteile durch Förderprogramme ausnutzt. 

Dr. Reiner Dietrich erklärt den Ansatz der IKB