Geht die Globalisierung in die Verlängerung?
23.11.2023


Globalisierungsbeirat | 21.11.2023 | IMS-Gear, Villingen-Schwenningen
Mit 160 Jahren Firmengeschichte relativiert sich der Blick auf aktuelle Umwälzungen. Bernd Schilling und CEO von IMS Gear zieht den Zukunftsoptimismus aus der erfolgreichen Bewältigung vergangener Verwerfungen. Die Botschaft ist trotzdem klar: Statt weiter auf die ewige Friedensdividende zu hoffen, müssen jetzt in Deutschland und Europa die Hausaufgaben gemacht werden. Von Unternehmen, Staat und Gesellschaft. Mehr Fokus auf kompetitive Vorteile, Außenpolitik ohne Moralismus und Bewusstsein für die Herkunft unseres Wohlstandes.
“Wir wollen keine moralistische Außenpolitik, wir sollten uns darauf konzentrieren international Wettbewerbsfähig zu bleiben." Der einhellige Tenor des Globalisierungsbeirates hat auch eine innenpolitische Komponente. Die mittelständische Industrie in Deutschland zeichnete lange aus, dass im Inland produziert und global vermarktet wurde. Genau dieser Wesenskern des deutschen Geschäftsmodells steht aktuell auf der Kippe, was auch Jürgen Mattes vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln mit Zahlen unterlegt. Investitionen in Deutschland werden jährlich unattraktiver - Kosten, Bürokratie und Demografie sind die großen Bürden des Standorts. International ist die Verhandlungsmacht gegenüber Staaten und Geschäftspartnern nur so gut, wie die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Partnerschaften funktionieren dann, wenn jede Seite in der Lage ist etwas beizutragen. Aktuell fordert die Politik mehr von ihren internationalen Partnern ein, als sie an Verhandlungsmasse in die Waagschale geben kann. Die Angst vor dem Wohlstandsverlust ist größer als die Risikobereitschaft beim Startschuss in eine sich veränderte Zukunft vorne mit dabei zu sein. Zögern, Abwarten, Abtropfen dominieren gegenüber Zutrauen, Aufbruch, Veränderung.
Dass das schon einmal anders war, zeigt das Beispiel von IMS-Gear. Gegründet 1863 war die Internationalisierung der Startschuss für eine außerordentliche Wachstumsstory Made im Schwarzwald. Heute teilt Bernd Schilling den Weltmarkt in drei Segmente, USA, Europa und Asien auf. Trotz rückläufiger Tendenz ist Europa noch immer der größte Markt. Der Local for Local-Ansatz ermöglicht eine annähernde Spiegelung der Produktlinien in den Werken in den USA, Mexiko und China. Die Produktivität variiert aber stark nach Standort. Auch weiterhin möchte IMS organisch mit dem Markt wachsen und tendenziell noch weitere Marktanteile dazugewinnen. Wichtig dafür wäre, dass die Produktivität in Deutschland sichergestellt werden kann und nicht weiter hinter die Lohnkostensteigerungen zurückfällt.
