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M&A wie Mut und Auslese

23.10.2025

M&A wie Mut und Auslese

Rückblick | Fach-Erfa CFO TOP 100 | 23.10.2025 | Sick AG, Waldkirch


Transformation und Wachstum in unsicheren Zeiten

Die Schaufensterkästen der Industrielandschaft sind gut gefüllt. Wer aufmerksam durch diesen Boulevard schlendert, entdeckt links und rechts spannende Angebote: Hier eine ungeklärte Nachfolge, dort ein Startup mit Skalierungspotenzial. Die Lust auf einen Deal steigt. Vor allem, wenn das Kerngeschäft stagniert und die Wachstumsdynamik nachlässt. Doch ist jetzt die Zeit für eine Schnäppchenjagd?

Nicht unbedingt. Die empirische Forschung zeigt: Im Durchschnitt lohnen sich M&A-Transaktionen für die Käuferseite nicht. Synergiepotenziale werden häufig überschätzt, Integrationskosten unterschätzt. Erfolg im M&A ist kein Zufall – sondern das Ergebnis von Disziplin, Klarheit und strategischem Gespür. Wie das gelingen kann, zeigte das Treffen der CFO TOP 100 bei der SICK AG in Waldkirch. CFO Jan-H. Eberhardt und Bernd Esslinger gaben einen offenen und reflektierten Einblick in ihre Herangehensweise an Mergers & Acquisitions – als Teil einer langfristig ausgerichteten Unternehmensstrategie.

Im Mittelpunkt stehen bei SICK drei Leitfragen. Wie lässt sich die Robustheit des Unternehmens weiter stärken? Wie bleibt die Kapitalmarktfähigkeit gewahrt, ohne die Unabhängigkeit zu verlieren? Und wie gelingt es, „Enkelsicherheit“ als Maßstab für nachhaltigen Erfolg zu verankern?

M&A dient dabei nicht als Selbstzweck, sondern als Instrument strategischer Souveränität – mit einer klaren Balance aus Mut und Auslese.

Erkenntnisse aus Waldkirch

  • Buy- und Sell-Side folgen einer strategischen und technologischen Logik. Zukäufe und Verkäufe werden konsequent danach bewertet, ob sie zum Geschäftsmodell und zur technologischen Zukunftsfähigkeit passen.
  • Opportunistische Geschäfte sind erlaubt, solange sie profitabel bleiben. Neben der Kernstrategie gibt es Raum für gezielte Experimente. Corporate Startups entstehen bewusst jenseits der Linie, brauchen jedoch definierte Freiräume und klare Erfolgskriterien.
  • Die Finance-Abteilung agiert als Navigator zwischen Strategie, Bewertung und Integration. Sie begleitet alle Phasen des M&A-Prozesses – von der Unternehmensbewertung bis zur Post-Merger-Integration. Klare Prozesse, Red-Flag-Logiken und Szenarien schaffen Orientierung. Und die vielleicht wichtigste Erkenntnis lautet: Die beste Transaktion ist manchmal diejenige, die nicht stattfindet.

Damit M&A funktioniert, braucht es Mut, aber auch Maß und Mitte. Oder, wie es die im vergangenen Jahr verstorbene Gisela Sick formulierte: „Man muss mutig sein – und am Ende muss was übrig bleiben.“ Ein Satz, der bleibt. Und ein Leitspruch, der weit über den SICK-Kosmos hinausweist.