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Moral als elastische Manövriermasse

27.06.2025

Liebe Freunde der Schwarzwald AG,

vom US-Komiker Groucho Marx stammen viele klassische Bonmots. Zum Thema „unveräußerliche Werte“ formulierte er: „Selbstverständlich haben wir unsere Prinzipien. Und wenn die Ihnen nicht gefallen, … dann haben wir natürlich auch andere.“

So ähnlich haben wohl die US-Töchter etwa von Telekom, SAP, Roche und Novartis gedacht, als sie ihre Programme rund um Diversity, Equity und Inclusion (DEI) unter dem „Druck der Trump-Regierung“ kommentarlos einkassierten. Was die Konzerne vor Jahresfrist als vorbildhaftes Engagement für hehre humane Ziele verkauften und sich dafür auf schicken Konferenzen feiern ließen, wird nun mit verlegenem Grinsen wieder in der Rumpelkammer versteckt. 

Moral als elastische Manövriermasse zwischen Mode, Macht und Moneten? „Ewige“ Werte als tagesaktuelle Accessoires zum windschnittigen Umdekorieren? Manche Konzernmenschen unterstellen der Welt offenbar das löchrige Quartalsgedächtnis, unter dem sie selber leiden. Denn ab jetzt weiß jeder: Konzerne tun sich schwer mit gelebten Werten. The business of big business is business.

Im Mittelstand sieht es tatsächlich anders aus. Da gibt es keine DEI-Abteilung, keine Quartalsziele und Prämien für richtigen Jargon und fromme Posts auf Social Media. Es gibt dafür Entscheider, die täglich mit vielen unterschiedlichen Menschen arbeiten, und die jeden Tag erfahren, dass jeder Mensch gleich viel wert ist. Und entsprechend seiner Leistung bezahlt werden soll. Jeder Mensch verdient Respekt, jeder Mensch will gefördert und gefordert werden. Am Arbeitsplatz zeigen sich Haltung und Leistung so klar wie sonst nur im Sport. Wer im Mittelstand seine Aufgaben gut erfüllt, ist besser integriert als es viele DEI-Programme mit Inklusion ermöglichen. Denn im Mittelstand geht es so gut wie nie um Zugehörigkeit zu Gruppen, sondern um jeden einzelnen Menschen am Arbeitsplatz. Und für Menschen, die mitrudern können und mitrudern wollen, ist gerade in kleinen Booten immer Platz – unabhängig von irgendwelchen Trumps und neuen Moden.

Einen Juli mit viel Wassersport wünscht Ihnen
Ihr Dr. Christoph Münzer