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Spurensuche auf der IAA Mobility 2023

08.09.2023

Chefsache IAA Mobilty | Wohin entwickelt sich die deutsche Automobilindustrie in den nächsten Jahren? Eine Gruppe von Geschäftsführern der Schwarzwald AG begab sich auf Spurensuche auf der IAA Mobility 2023.
Mit demselben Konzept, wie 2021 eingeführt, präsentierte sich die zweite Ausgabe der neuen IAA Mobility in München. Auf wenige Tage verkürzt und in die B2B-Messe Summit in den Messehallen und dem Open Space mitten in der Münchener Innenstadt aufgeteilt, steht die Mobilität an sich im Mittelpunkt. Autos spielen weiterhin die Hauptrolle. Die Bandbreite der Aussteller reicht von europäischen Herstellern wie Mercedes, BMW, VW, Audi, Porsche, Cupra, Opel oder Renault bis hin zu Ford und Tesla. Auffällig ist die steigende Präsenz von chinesischen Anbietern – allen voran BYD. Auch Hersteller von Elektrosportwagen wie Rimac oder Lucid sind vertreten. Einige Aussteller nutzen gleich beide Formate – Summit und Open Space – um ihre Produkte zu zeigen. Das Konzept des Open Space ist es, ein breites Publikum an sehenswerten und öffentlichen Plätzen mitten in der Innenstadt anzulocken. Viele Aktionsflächen für die ganze Familie sollen nicht nur Autofans anlocken.
Die Chefsache IAA Mobility bot einer Gruppe von Geschäftsführern der Schwarzwald AG die Gelegenheit, hinter die Kulissen von Ausstellern und Zulieferern zu schauen und aus verschiedenen Seiten betrachtet, ein Bild der Zukunft in der Branche zu entwickeln.
Einen allumfassenden Überblick gab VDA-Geschäftsführer Andreas Rade bei seiner Dinner Speech. Insbesondere politische Themen, wie der Energiepreis und die Auswirkungen auf die Situation der Zulieferer wurden diskutiert. Einerseits werden jetzt die Weichen für Schlüsselindustrien wie die Batterie- und Batteriezellen-Produktion gestellt, andererseits werden die heimischen Zulieferer durch Bürokratie, Abgaben und hohe Energiepreise behindert. Die Gefahr ist groß, dass Investitionen im Ausland getätigt werden und Produktionskapazitäten verschwinden. Die wichtigsten Märkte der Hersteller liegen in Nordamerika und China. Gerade in China gehen derzeit Marktanteile verloren und im Gegenzug drängen chinesische Anbieter auf den europäischen Markt. BYD ist bereits da und greift im Volumensegment mit günstigen Preisen an. Politik und Märkte beherrschen die aktuelle Diskussion, nicht mehr so sehr technologische Neuerungen.

Beim Rundgang auf der B2B-Messe Summit erhielten die Teilnehmer Einblicke in Produkte und strategische Ausrichtungen bei ausgewählten Zulieferern. Dr. Roland Welter, Mitglied des wvib-Automotive-Beirats, zeigte der Gruppe die Neuigkeiten und zukunftsorientierte Ausrichtung der Schaeffler AG. Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Produkte rund um die E-Mobilität, wie hocheffiziente Elektromotoren oder eine Hinterachslenkung für einen Elektro-SUV beeindruckten. Ebenfalls einer der größten Automobilzulieferer ist Magna. Von den gezeigten Neuigkeiten beim Rundgang stachen eine Sprachsteuerung für den Außenbereich, Morphing-Oberflächen und ein Sitz der Zukunft, mit automatisch anpassbarer Polsterung hervor. Magna will der One-Stop-Shop für die Kunden sein, mit schneller Entwicklungszeit und hoher Qualität.
Beim Standbesuch bei BYD konnten sich die Teilnehmer von Qualität und technischer Ausstattung der Newcomer auf dem deutschen Markt überzeugen. Man darf gespannt sein, wie sich der Markteintritt in Deutschland entwickelt! Als Spezialist für Abgastechnik ist Boysen massiv von der Transformation betroffen. Dass das Unternehmen seit vielen Jahren seine Hausaufgaben gemacht hat, konnte man auf dem Messestand sehen. Mit Batteriegehäusen, Strukturkomponenten für Elektrofahrzeuge und Wasserstofftechnologie kann in Zukunft ein signifikanter Umsatz gemacht werden.

Die Standführung beim Zulieferer Kostal wurde vom Vorsitzenden der Geschäftsführung Andreas Kostal selbst übernommen. Seit Jahrzehnten ist Kostal für Innovationen im Bereich der Automobil-Elektronik bekannt und sehr innovativ zeigte sich auch der Messeauftritt. Das Smartphone als Schlüssel, mit übertragbaren Zugriffsmöglichkeiten, ist ein naheliegendes Zukunftsmodul für den wichtigen Produktbereich der Türsteuergeräte. Gezeigt wurden auch Türsteuerungen mit Handgesten, und Ladelösungen bis hin zu Smart Energy Solutions fürs Wohnhaus. Eine breite und innovative Produktvielfalt, begeistert vorgetragen vom Chef persönlich!
AMK Automotive liefert Luftfederkompressoren und -systeme an OEM. Der mittelständische Zulieferer aus Aichwald zeigte Luftfederungslösungen für den NIO eT7 Showcase. Beeindruckend, wie zukünftig Luftfederungslösungen das Fahrgefühl beeinflussen können.
Qualcomm und AWS sind zwei Beispiele für den Wandel in der Automotive-Welt. Software spielt in den Fahrzeugen eine immer größere Rolle, Hardware wird zunehmend austauschbar. Große Datenmengen müssen gesammelt, gespeichert, mit KI ausgewertet und wieder zur Verfügung gestellt werden. Dadurch entsteht ein Mehrwert für den Nutzer. Kooperationen zwischen OEM und Datengiganten entstehen.
Mercedes-Benz gehört zu den Ausstellern, die zwei Stände unterhalten. Wesentlich größer und optisch ansprechender ist der Stand auf dem Open Space, auf dem den Teilnehmern die neuesten Fahrzeugmodelle gezeigt wurden. Als Messeneuheit wurden EQA, EQB und EQV vorgestellt. Der Vision EQXX ist dagegen kein Showcar, sondern ein Technologieträger, der auf Effizienz getrimmt ist. Während auf dem Summit alle Aussteller nur begrenzt Platz für ihre früher pompösen Messestände haben, entwickelt sich der Open Space zur bevorzugten Ausstellungsfläche für die Hersteller. Offen und kostenfrei für alle Besucher wurde der Stand von Mercedes-Benz zum Publikumsmagneten - tolle Fahrzeuge und sonniges Wetter inklusive.

Spannende Informationen über die Zukunftsstrategie von Mercedes-Benz konnten die Teilnehmer beim Hintergrundgespräch mit Volker Speck, COO des großen Mercedes-Benz-Händlers Kestenholz GmbH, mitnehmen. Wie auf dem Messestand zu sehen war, baut Mercedes voll auf elektrifizierte Fahrzeuge. Der Anteil der Hybridfahrzeuge wird auch 2030 noch hoch sein. Der Fokus auf Stückzahlen entwickelt sich zum Fokus auf Effizienz und Profitabilität. Volumenstarke, aber margenschwächere Modelle werden auf den Prüfstein gestellt. Software spielt eine immer größere Rolle und wird im vernetzten Fahrzeug als Abonnement zunehmend Ertrag bringen. Hardware-Lösungen werden standardmäßig vorab im Fahrzeug verbaut und können später noch per Softwareupdate hinzugebucht werden. Die Gelegenheit zu Fragen und Diskussion wurde rege genutzt und im Zusammenhang mit dem vorab Gesehenen entwickelten viele Teilnehmer ihr Bild von der Situation in der Automobilindustrie weiter.