Undenkbares scheint möglich
24.04.2025


Liebe Freunde der Schwarzwald AG,
am 8. Mai vor 80 Jahren endete der 2. Weltkrieg. Der schrecklichste aller Kriege in der Geschichte der Menschheit. Rund 60 Millionen Tote, unbeschreibliches menschliches Leid. „Nie wieder Krieg“ war konsequenterweise die gemeinsame Plattform, auf der nicht nur ein geeintes Europa, sondern auch die Vereinten Nationen, die UNO, entstanden sind. Ihre erste Mission: Wahrung des Weltfriedens. Der Sitz der UNO bis heute: New York. Die USA als mit Abstand stärkste Wirtschafts- und Militärmacht sorgte als häufig kritisierte „Weltpolizei“ für die oft beschriebene „Pax Americana“. Die Militärbündnisse NATO und Warschauer Pakt standen sich in einem „Gleichgewicht des Schreckens“ gegenüber. Wer zuerst schießt, stirbt als zweiter. Was zynisch klingt, war lange Zeit stabil. Nie hat es eine längere Phase des Friedens in Europa gegeben.
Spätestens mit Donald Trump sind UNO und NATO nicht mehr die Stabilitätsgaranten, die sie einmal waren. Trump als der „new sheriff in town“, wie ihn US-Vizepräsident J.D. Vance komplett ohne Ironie auf der Münchner Sicherheitskonferenz bezeichnete, will sich nicht länger an multilaterale Verträge mit völkerrechtlichen Prinzipien halten, sondern Deal für Deal nach persönlicher Tagesform machen. Eine multipolar gewordene Welt gerät allerorten in Aufruhr. Putin und andere bekommen erkennbar neue Spielräume. Der parallel inszenierte Zollkrieg erzeugt Chaos auf den Weltmärkten. Vieles scheint möglich. Auch Undenkbares.
Wie die Dinge liegen, müssen wir uns in Europa wieder mehr selbst helfen können. Politisch, wirtschaftlich und militärisch. Die sogenannte „Friedensdividende“ entpuppt sich leider als Scheingewinn. Ja, wir brauchen Rüstungsgüter, wie inzwischen jeder weiß. Jede Menge. Und wir sollten sie natürlich in Europa selbst produzieren. Auch bei uns im Schwarzwald. Renommierte Familienunternehmen, wie Trumpf in Ditzingen, haben sich kürzlich zum Thema „wehrhafte Demokratie“ geäußert und wollen in technologisch führende Laser-Waffensysteme investieren. Die Freudenberg-Gruppe in Weinheim denkt ebenfalls über eine Öffnung in Richtung Rüstung nach.
Es sind keine schönen oder leichten Gedanken. Klarheit und Verantwortung tun oft weh.
Einen verantwortungsvollen Mai wünscht Ihnen
Ihr
Dr. Christoph Münzer