wvib Spendenaktion 2025
28.08.2025
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Für unsere diesjährige Spendenaktion haben wir zwei Organisationen aus Freiburg ausgewählt, die vor Ort wertvolle Arbeit leisten:
Die Bürgerschaftsstiftung Soziales Freiburg kümmert sich um die Belange von Älteren und Menschen mit Behinderung, die sich in einer akuten sozialen Notlage befinden. Das Haus des Lebens wurde für Schwangere in Not und junge Mütter in schwierigen persönlichen oder sozialen Situationen ins Leben gerufen.
Damit Sie sich ein Bild von der täglichen Arbeit dieser beiden Organisationen machen können, veröffentlichen wir hier regelmäßig Geschichten.
Haus des Lebens
Um die Arbeit im Haus des Lebens zu verdeutlichen möchten wir eine junge Mutter zu Wort kommen lassen, die seit drei Jahren mit ihrer Tochter im Haus des Lebens wohnt:
„Ich bin im 8. Monat schwanger eingezogen. Einerseits war ich froh über die Möglichkeit der Unterstützung, andererseits war es auch sehr schwer: Ich bin mit meinen 26 Jahren schon etwas älter als die meisten anderen Mütter hier, und vieles im Zusammenleben hat mich genervt. Ich steckte auch noch in der Beziehung zum Vater meines Kindes fest, die mir gar nicht gutgetan hat. Gewalt und Demütigungen waren normal. Ich schaffte es aber lange nicht, mich zu lösen. Als meine Tochter zur Welt kam, war ich glücklich, so ein schönes Baby im Arm zu halten. Weil ich aber so viele Probleme hatte, konnte ich mich oft nicht richtig einlassen auf das Kind. Es hat mich sehr gestresst, wenn es schrie, und es war gut, dass im Haus des Lebens rund um die Uhr jemand da war, der mir gezeigt hat, wie ich damit umgehe.
In der Säuglingsgruppe lernte ich, wie ich mein Baby gut versorge und mich ihm zuwende. Ich hatte ja davor keine Ahnung, was so ein kleines Wesen braucht. Besonders gut getan hat mir die Elternschule: Oft habe ich mich als schlechte Mutter gefühlt, aber die Mitarbeiterin hat in kleinen Filmaufnahmen von mir und meinem Kind gezeigt, was ich gut mache. Langsam konnte ich das auch so sehen und die schönen Momente mit meinem Kind genießen.
Ich wollte gerne eine Ausbildung starten und nach einer längeren Entscheidungsphase, habe ich ca. 1 Jahr nach der Geburt eine Ausbildung als Gesundheitspflegerin angefangen. Mein Kind wurde im Kinderhaus des Lebens, aber auch von den Mitarbeiterinnen betreut, so dass ich zur Schule und zur Arbeit gehen konnte. Ich bin sehr stolz, dass ich alles geschafft habe, und mir macht es Spaß, als Pflegerin zu arbeiten.
Da ich mir noch nicht vorstellen konnte, alleine mit meinem Kind zu leben, bin ich in die Außenwohngruppe gezogen, um mich in der Verselbständigung zu üben. Die Mitarbeiterinnen sind dort jeden Tag unter der Woche nur einige Stunden da. Vieles muss ich somit selbstständiger machen, aber hierbei erhalte ich viel Unterstützung.
Ich habe es mittlerweile geschafft, mich von dem Vater meiner Tochter zu trennen. Es tut mir gut, dass ich im Haus des Lebens nicht als minderwertiger Mensch angesehen werde, sondern alle mir mit Respekt begegnen. So kann ich mich psychisch immer mehr stabilisieren und die Beziehung zu meinem Kind festigen. Mein nächstes Ziel ist somit der Auszug in eine eigene Wohnung, worauf ich mich schon sehr freue.
Ich bin so froh, dass es das Haus des Lebens gibt. Alleine hätte ich das alles nicht geschafft mit meinem Kind.“
(Aufgezeichnet von einer Mitarbeiterin nach Gespräch mit der Mutter.)
Nicht alle Geschichten im Haus des Lebens sind so eine „Erfolgsgeschichte“, aber wir sind sehr froh, dass unsere Frauen den Mut und die Kraft aufbringen, sich für ihre Kinder zu entscheiden und den Weg wählen, sich hier begleiten zu lassen.
Bürgerschaftsstiftung Soziales Freiburg
Zeitstiften manchmal ganz ungewöhnlich: Begleitung eines Ehepaars, beide von Geburt an blind.
Nach sechs Stunden fällt das Fazit von Anja und Rene Ludwig überaus positiv aus: „Wenn wir nächstes Jahr wiederkommen, würdet Ihr uns erneut durch Freiburg begleiten - oder vielleicht sogar ins Elsass?“ Was für eine Geschichte steckt hinter diesem Satz?
Anja und Rene, ein Ehepaar aus Chemnitz, beide Ende 40 und von Geburt an blind, hatten beim Freiburger Seniorenbüro angefragt, ob jemand ihnen Freiburg vorstellen könnte, wenn sie als Touristen die Stadt besuchte. Die Familie bekam die Kontaktdaten der Bürgerschaftsstiftung Soziales Freiburg, die mit der Zeitstifterin Jutta weiterhelfen konnte. Ich habe gerne zugesagt - unter der Maßgabe, dass mein Mann Wolfgang, der Freiburg sehr gut kennt, mitkommt. Er war gleich dabei und hat einen Rundweg erarbeitet. Dieser Tag sollte für uns beide eine bereichernde Erfahrung werden. Anja und Rene sind, das erfuhren wir gleich, erfahrene Reisende. Sie hatten sich für 5 Tage in einem Hotel eingebucht, waren am Tag nach der Anreise auf dem Schauinsland, trafen sich am Tag danach mit uns und planten für die restliche Zeit in Südbaden noch Ausflüge nach Basel und Bregenz.
Doch zurück zum Tag in Freiburg: Wir trafen Anja und Rene - wir einigten uns schnell darauf, uns zu duzen- um 9 Uhr im Hotel. Dort besprachen wir die Wünsche des sympathischen Paares, die mögliche Dauer des Ausflugs und den Rundweg. Um gemeinsam unterwegs sein zu können, liehen mein Mann und ich Anja und Rene unsere Schultern - oder wenn es später einmal eng wurde, unsere Rucksäcke. Der Kontakt gab ihnen den Halt und die Sicherheit, die sie brauchten. Am Holzmarktplatz begannen wir einen Rundweg übers Martinstor, die Fischerau, den Augustinerplatz, dem „Krokodil“ zum Schwabentor. Weiter ging es an Oberlinden vorbei in die Konviktstraße. Wir erklärten den Schloßberg und erzählten immer wieder aus der Freiburger Stadtgeschichte. Von der Konviktstraße aus ging es auf den Münsterplatz, ins Münster und zu den Marktständen. Der verführerische Duft veranlasste meinen Mann, in seiner Lieblingsmetzgerei ein Speckweckle für die Gäste zu besorgen.
Auf dem Rathausplatz erklärten wir die in den Boden eingelassene Wappen der Freiburger Partnerstädte.
Nun war es Zeit für eine ausgiebige Pause mit einer Portion Eis - nach fast vier erlebnisreichen Stunden quer durch Freiburg. Durch die Rathausgasse führte uns unser Weg danach gestärkt weiter zum Platz der Alten Synagoge , wo wir auch über die Universität und die Universitätsbibliothek sprachen, und dann zum Bertoldsbrunnen. Da Anja und Rene am Abend im Kartoffelhaus essen wollten, begleiteten wir sie mit der Straßenbahn dorthin, auch, um die verschiedenen Straßenbahnlinien zu erklären. Zum Schluss brachten wir die Chemnitzer zurück ins Hotel.
Im Rückblick können wir sagen, dass uns der Ausflug mit Anja und Rene sehr viel Freude gemacht hat. Wir waren beeindruckt von ihrer präzisen, an Hör-, Geruchs- und Tastsinn geschulten Wahrnehmung und Interpretation ihrer Umwelt. Zudem machten Anja und Rene uns den gemeinsamen Tag durch ihre unkomplizierte und selbstverständliche Art sehr leicht. Am Abend erhielten wir noch eine Nachricht , dass sie den auch von ihnen als schön empfundenen Tag im Kartoffelhaus ausklingen ließen. Die Frage, ob wir die Chemnitzer ein weiteres Mal durch Freiburg begleiten würden, können wir aus vollem Herzen mit Ja beantworten.
Das Spendenkonto lautet:
wvib Freiburg | BW Bank Freiburg
BIC: SOLADEST600
IBAN: DE 91 6005 0101 7438 5003 57
Stichwort: wvib-Spende 2025