wvib-Umfrage beleuchtet Diversity-Programme in Unternehmen
26.05.2025

Industrie setzt auf pragmatische Vielfaltsförderung
Freiburg, 26. Mai 2025: Um ihr Image zu stärken, setzen viele Unternehmen auf Frauenquoten, interne Förderprogramme für Mitarbeitende mit Migrationsgeschichte oder Logos in Regenbogenfarben. Zuletzt haben sich viele Konzerne unter dem Druck der amerikanischen Regierung von ihren Diversity-Programmen verabschiedet. Eine wvib-Umfrage hat nun – auch anlässlich des Deutschen Diversity-Tags am 27. Mai – untersucht, wie Industrie und Mittelstand in Baden-Württemberg mit dem Thema umgehen. Das Ergebnis: Die große Mehrheit der Befragten sieht eine pragmatische Förderung von Vielfalt weiterhin als Chance. Druck aus den USA kommt bei den Unternehmen nicht an.
wvib-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer: „Der Schwarzwald ist bunt. Diversity ist längst in der Breite angekommen, heißt nur nicht immer so. Die allermeisten Industrieunternehmen sind beim Thema fortschrittlich eingestellt, auch wenn sie mit modischen Lippenbekenntnissen sparsam sind. Aus diesem Grund haben sie aktuell auch kein Glaubwürdigkeitsproblem. Die amerikanischen Angriffe auf Vielfaltsprogramme sind auch ein Weckruf, weniger gesinnungsethische Imagepflege und mehr pragmatische, wirkungsvolle Programme für mehr Vielfalt umzusetzen.“
Ist Diversity ein lohnender Business Case, der Unternehmen wettbewerbsfähiger macht? Das Ergebnis der Umfrage: 60 Prozent der Befragten sehen Diversity-Programme weiterhin als Chance und Vorteil für das Unternehmen. 35 Prozent bewerten den Nutzen und die Risiken von Diversity-Aktivitäten dagegen eher neutral. Nur fünf Prozent betrachten die Vielfaltsförderung überwiegend als Risiko oder gar als schlecht für das Unternehmen.
Unabhängig vom harten Nutzen werden Diversity-Programme von der Mehrheit der Befragten positiv bewertet: 44 Prozent halten diese nach wie vor für grundsätzlich sinnvoll, 28 Prozent sogar für zwingend notwendig. Nur 12 Prozent der Befragten halten entsprechende Maßnahmen für überwiegend unnötig, zwei Prozent sehen sie als „überhaupt nicht notwendig”.
Die Teilnehmenden der Umfrage stehen gesetzlichen Vorschriften wie dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz gespalten gegenüber: 25 Prozent sind den Regelungen gegenüber neutral eingestellt, während 44 Prozent sie für grundsätzlich sinnvoll halten. Zehn Prozent halten sie für zwingend notwendig, während zwölf Prozent sie als überwiegend unnötig betrachten.
Unternehmen nennen besonders häufig die Förderung einer offenen Unternehmenskultur, bessere Ergebnisse von vielfältiger Teams und gesteigerte Arbeitgeberattraktivität als konkrete Chancen. Gleichzeitig hält ein großer Teil der Befragten das Reputationsrisiko, durch zu weitgehende Vielfaltsaktivitäten als „zu woke“ wahrgenommen zu werden, für durchaus gegeben. Auch Unbehagen in der Belegschaft sowie ein geringer Nutzen bei hohen Kosten werden als Risiko identifiziert.
In der Umfrage hat der wvib auch nach der Zustimmung zu einzelnen Aussagen gefragt. Die größte Zustimmung erhielten die Aussagen „Vielfalt ist ein Zeichen von Gerechtigkeit und modernem Führungsstil” und „Die Förderung von Vielfalt ist uns wichtig (...). Allerdings nennen wir es bewusst nicht Diversity.“
Am häufigsten verneint wurden die Aussagen „Gerade jetzt, wo der Populismus auf dem Vormarsch ist, und die Polarisierung zunimmt, sollten Unternehmen sichtbar mehr für die breite Mitte und weniger für Minderheiten tun” und „Wir können uns viele Diversity-Aktivitäten schlichtweg nicht mehr leisten.”
Als häufigste Maßnahme zur Förderung von Vielfalt wird der Aktionstag Girls' Day genannt. Aber auch Trainings und Mentoring-Programme, Angebote zur Kinderbetreuung, familienfreundliche Arbeitszeit- und Teilzeitmodelle sowie interne Frauenquoten in bestimmten Bereichen gehören zu den häufig genannten Maßnahmen.
Darüber hinaus ist Diversity in Unternehmen häufig nicht formal institutionalisiert und wird eher pragmatisch bearbeitet: 89 Prozent der Unternehmen verfolgen keine explizit ausgearbeitete Strategie zur Vielfaltsförderung. Nur neun Prozent der befragten Unternehmen arbeiten mit fest definierten Diversity-Zielen oder Quoten und KPIs.
Donald Trumps langer Arm reicht bislang noch nicht bis in den Schwarzwald: Keines der befragten Unternehmen hat direkte Anfragen aus den USA erhalten.
Gregor Preis ist als Community Manager im Cluster Diversity für die Umfrage verantwortlich. Er betont: „Diversity wird nicht aus der Arbeitswelt verschwinden – unsere Welt ist vielfältig und es wird immer verschiedene Menschen, Kulturen, Sprachen und Ideen geben. Die USA üben Druck aus, und die Kostendecke ist vielerorts ohnehin angespannt. In diesem Umfeld dürften viele Vielfalts-Programme jetzt neu justiert werden. Im Cluster Diversity bietet die wvib Schwarzwald AG C-Level-Verantwortlichen eine Plattform, um über Nutzen, Chancen, Risiken und nächste Schritte zu debattieren.“
Ihr Ansprechpartner im wvib ist Jonas Vetter, vetter@wvib.de , Tel. 0761 4567-110.
Die wvib Schwarzwald AG ist Plattform für People, Planet, Progress im familiengeprägten, industriellen Mittelstand in Baden-Württemberg. Mit über 1000 Veranstaltungen pro Jahr vernetzen wir Unternehmer und Führungskräfte, die sich für Unternehmen, Mitarbeiter, Kunden, Umwelt und Gesellschaft engagieren. Unser Angebot: Erfahrungsaustausch und Weiterbildung. Unser Ziel: Menschen in Unternehmen wirksamer machen. Unsere Themen: Werte, Strategie, Führung, Familie, Eigentum, technologische Perspektiven, neue Marktzugänge, Geschäftsmodelle und Soziale Marktwirtschaft. Im wvib – gegründet 1946 von Unternehmern für Unternehmer – erwirtschaften 1.044 produzierende Unternehmen mit 312.000 Beschäftigten weltweit 75 Milliarden Euro Umsatz. Über 60 hauptamtliche Mitarbeiter spannen ein südwestdeutsches Netzwerk für „Wissen und Wärme" über die weltweit engagierte Schwarzwald AG.