Zwischen Potenzial und Paralyse: Ist Afrika unsere Hoffnung?
15.10.2025


Rückblick | Chef-Talk Global | 15.10.2025 | online
Wunschtraum oder Wachstumspotenzial?
Afrika. Die meisten Europäer verknüpfen damit Safari, Wüsten und Korruption. Aber was ist mit dem Business? Für die wenigsten Mittelständler aus Deutschland sind die afrikanischen Märkte bislang ein Thema. Zu wenig Zugang, zu komplex, zu riskant. Dabei entsteht südlich des Mittelmeers gerade ein Kontinent im Aufbruch: jung, dynamisch, wachstumsstark. Über die Hälfte der Bevölkerung lebt schon heute in Städten, 2050 werden es zwei Drittel sein. Dann wird jeder vierte Mensch auf der Erde Afrikaner sein.
Ob erstaunlich oder erschreckend, die Prognosen lassen kein Zweifel. Das Bevölkerungswachstum bringt neue Konsumenten, steigende Energiebedarfe und bei guten Rahmenbedingungen auch eine wachsende Mittelschicht hervor. Genau hier liegt der Knackpunkt. Welche Länder werden es schaffen, die Bevölkerung aus der Armut zu befreien? Welche Rolle könnte die industrielle Wertschöpfung dabei spielen? Und welche Märkte könnten sich auf dem riesigen Kontinent entwickeln?
In Ägypten, Marokko, Ghana oder Nigeria entstehen Cluster im Maschinenbau, der Gesundheitswirtschaft und in der Energietechnik. Wo früher improvisiert wurde, wächst jetzt industrielles Know-how. Doch „bevor der Service kommt, wird mit Panzertape gearbeitet“, brachte es Dirk Bogner von Endress+Hauser International augenzwinkernd auf den Punkt. Sein Erfolgsrezept: Partner auf Augenhöhe, Nachhaltigkeit in den Projekten und Geduld. Die Hoffnung: Wer bleibt, gewinnt. Gerade in Ländern wie Ghana, Nigeria oder Angola entstehen derzeit stabile Rahmenbedingungen und Investitionszonen, die internationalen Partnern erstmals langfristige Perspektiven bieten.
Auch André Wolf vom Centrum für Europäische Politik sieht Afrika als strategischen Schlüssel: 30 % der weltweiten Mineralreserven, enormes Potenzial für grüne Energie und eine Freihandelszone, die Grenzen abbaut und Wachstum fördert. Während China, Indien, die USA und auch viele europäische Nationen längst investieren, wartet Deutschland noch ab. Stark in der Entwicklungshilfe, schwach bei privaten Investitionen. Die Beispiele vor Ort zeigen: Mit lokaler Expertise, klarer Strategie und Risikobewusstsein lassen sich Märkte profitabel entwickeln. Programme wie AfricaConnect, das Freihandelsabkommen AfCFTA und der EU-Global-Gateway-Fonds in Höhe von 150 Milliarden Euro schaffen derzeit gezielt Anreize für europäische Unternehmen, vor Ort aktiv zu werden.
Für Baden-Württembergs Industrie liegt darin eine Chance: Afrika ist kein Wunschtraum, sondern eine Einladung. Wer heute anfängt, kann morgen Märkte gestalten und Teil einer Entwicklung werden, die gerade erst beginnt.
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